Mauritius

April 2018 ·Africa·

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Mauritius - Teil 1

Mauritius: Wirtschafts-Gateway nach Afrika

Strategisch wichtigster Inselstaat des Indischen Ozeans wird durch Ausbau der bereits etablierten Tourismus- und Finanzbranche Angelpunkt für interkontinentale Finanzierung

Wenn eine der vielen kleinen Inseln im Indischen Ozean eine Brü­cke von Afrika nach Asien ist, dann Mauritius. Im Westen liegt Afrika, dem sie angehört, und in der Ferne, aber ohne Hindernisse der Gigant Asien. Dabei nutzt Mauritius die Ressourcen, politische Stabilität, güns­tige Lage und Zwei­sprachigkeit der aus Mauritius, Rodrigues, Agalega, St. Brandon und dem Chagos-Archipel bestehenden Inselgruppe aktiv. Das Wirtschaftswachs­tum ist positiv, d.h. dass die jährliche Wachs­tumsrate in den letzten fünf Jahren durchschnitt­lich 3,4% betrug. Aufgrund der sich dynamisch entwickelnden Baubranche wird das reale BIP-Wachstum für 2017 auf 3,9% geschätzt (IWF). All diese Bemühungen verfolgen ein Ziel: Mauritius soll 2030 zu den Ländern mit hohem Einkommen gehören.

Wirtschaftliche Diversifizierung hat seit seiner Unabhängigkeit von GB 1968 auf Mauritius höchste Priorität. Dabei verlagert sich die Wirtschaft schrittweise von der Zucker- auf die Textil- und Tourismusbranche. Heute ermöglichen Direktinvestitio­nen aus dem Ausland (FDI) einen weiteren Ausbau der Wirtschaftstä­tigkeiten: Luxus-Immobilien, Off­­­­shore-Banking, Outsourcen von Dienst­­leis­tungen und Gesundheits­tou­rismus. Durch FDI konnten auch Leistungs­bilanzdefizite und wichtige Im­porte finanziert werden.

Diese steigerten die Produk­tions­kapazität der Wirtschaft und ließen das BIP zugleich stärker wachsen. Die Leistungsbilanzdefizit-BIP-Rate liegt bei ca. 5%, die Inflationsrate bei unter 3%. Auch das Fehlen von Devisenkontrollen ermöglichte, dass mehr Kapital in die mauritische Wirtschaft floss. Laut der Bank of Mauritius lagen Ende Juni 2017 Reserven vor, die 9,5 Monate Importe repräsentierten. Ein großer finanzieller Puf­fer für mögliche negative externe Schocks. China ist nach Frankreich die zweitgrößte FDI-Quelle und im Drei-Jahres-Strategieplan 2017/18-2019/20 setzte die Regierung klare Ziele, damit der FDI-Fluss auch die nächsten drei Jahre nicht abreißt.

Mauritius hat solide Verbindungen zu anderen afrikanischen Staaten. Diese beruhen auf Beziehungen zwischen den Mitgliedern der wichtigsten regionalen Wirtschaftsgemeinschaften: die Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrikas (SADC) und der Gemeinsame Markt für Ost- und Südafrika (COMESA). Mauritius bietet den Investoren verschiedene Vorteile und stellt so dem ressour­cenreichen Afrika Mittel zur Verfügung. Ein wichtiges Ziel für Asiens Zukunft ist es, über Mauritius Afrika zu erreichen und vice versa, was für alle Beteiligten von Nutzen wäre. Zur Konsolidie­rung der wirtschaftlichen Ent­wick­lung ergriffen Regierung und private Interessengruppen eine Rei­he von Maßnahmen, um Wettbewerbsfähigkeit und Image zu verbessern.

Tourismus und Bankwesen

Die Bank of Mauritius arbeitet daran, das Finanzsystem zu stärken, den Finanzmarkt zu modernisieren und die mauritischen Vorschriften an internationale Standards anzupassen. Bankfinanzierung hat – laut den Statistiken der Bank – Einfluss auf die wichtigsten Wirtschafts­zweige: Bauwesen (25%), Tourismus (15%), verarbeitende Industrie (6%) und Han­del (8%). Die Wirtschaftspolitik machte den Finanzdienstleis­tungssektor erfolgreich, indem sie wichtige Ressourcen wie eine Vielzahl an mehrsprachigen Fachleuten aus Buchhaltung, Finanzwesen, Recht und IT bereitstellte. Mauritius’ Bemühungen, erstklassige Finanzierungsdienstleistungen in einem angemessenen rechtlichen und wirtschaftlichen Umfeld zu ermöglichen, machen es für Ge­schäfts­partner wie Deutschland im Zuge der weltweiten Umverteilung des Finanzmarktes noch attraktiver. Ein weiterer stark gewachsener Be­reich – Reise und Tourismus – trägt entscheidend zum BIP bei: eine Milliarde USD 2016, 8,4% des Ge­samt-BIP. Die Prognose für 2017 liegt bei 2,5%, bis 2027 bei 4,7% Wachstum pro Jahr (1,6 Milliarden USD und 9,2% des Gesamt-BIP).

Mauritius ist unter deutschen Tou­risten ein beliebtes Reiseziel: 2017 wurde die Insel von der Zeitschrift Luxus Insider auf der ITB-Messe in Berlin zum Top-Reiseziel 2016 ge­wählt, da Artikel über die Insel die höchste Engagement-Rate hatten. Die Zahl der deutschen Besucher stieg 2016 im Vergleich zu 2015 um 37,9%, von 75.237 auf 103.761. Und dieses Phänomen scheint anzuhalten: Im Januar 2017 wurde ein Wachstum von 9,2% verzeichnet. Auch die Airlines reagieren auf diese Entwicklung: KLM bietet seit dem 30. Oktober 2017 zusammen mit Air Mauritius einen Direktflug von Amsterdam nach Mauritius. Air Mauritius fliegt während der Hochsaison (Winter auf der Nordhalbkugel) einmal pro Woche direkt nach Genf. Zusammen mit den bereits exis­tierenden Direktverbindungen deutscher Fluglinien werden diese neuen Flugstrecken mehr deutsche und andere europäische Touristen nach Mauritius locken. Bedeutende Investitionen in die Infrastruktur sind ebenfalls dazu vorgesehen, die Tourismusbranche und damit das Wachstumspotential der Wirtschaft insgesamt zu fördern.

Mauritius steht im Wirtschaftsranking 2018 (Doing Business List) der Weltbank vor Subsahara-Afrika. Und das Land kommt in vielen Listen vor anderen afrikanischen Ländern: So nahm es 2018 im Global Competitiveness Report des Weltwirt­schaftsforum Platz 45 von 138 ein und stand 2016 im Index of Econo­mic Freedom der Heritage Foundation auf Platz 15 von 178. Laut dem Ibrahim Index der afrikanischen Regierung aus dem Jahr 2016 war Mauritius die letzten 10 Jahre in Folge für seine Regierung insgesamt unter den ersten afrikanischen Staa­ten, während der Demokratie-Index der Economist Intelligence Unit Mauritius 2016 – vor Uruguay, Japan und den USA – zu den 18 besten Ökonomien zählte. Zudem ist es das einzige Land Afrikas, das als uneingeschränkt demokratisch gilt. Die Rankings sind auch ein Zeugnis für lang währende politische Stabilität und gute Staatsführung.

Waterfall in a forest

Facettenreiches, tolerantes und sicheres Inselparadies

Jenseits der unberührten Strände bietet auch Mauritius’ Inland viel. So zieht die Insel neben Flitterwöchnern auch immer mehr Geschäftsreisende an und bietet dabei höchste Standards

Der kleine Insel­staat Mau­ri­tius ist eine der schnellst-wach­­senden Wirtschaften Afrikas. Daher überrascht es wenig, dass immer mehr Menschen – sei es zum Le­ben, Arbeiten oder Urlaubmachen – die Insel bevölkern. Auch die Zahl der deutschen Touris­ten auf Mauritius nahm enorm zu: Sie stieg – von 75.237 (2015) auf 103.761 (2016) – um 37,9%. Der mauritische Minister für Tourismus, der ehrenwerte Anil Kumarsingh Gayan, führt hierzu aus: „[P]olitische Unruhen im Mittleren Osten und Nordafrika haben den Tourismusstrom nach Mauritius umgeleitet. Aus diesem Grund kommen auch immer mehr deutsche Touristen. Mauritius garantiert Sicher­heit, das unterscheidet die Insel. Es gibt verschiedene Ursachen hierfür, wir sind aber sehr froh darüber, dass immer mehr Deutsche uns besuchen, und wir möchten, dass sie wiederkommen.“

Laut Mauritius’ Amt zur Fremdenverkehrsförderung (MTPA) tun 50% der Erstbesucher genau dies: Sie kommen aufgrund der allgegenwärtigen hohen Qualität – regelmäßig renovierte Ferienanlagen, ein breitgefächertes kulinarisches Angebot, höchste Standards und leicht erreichbare, wunderschöne Strände – wieder. Und dieser Zuwachs an deutschen Touristen soll anhalten. Für Raj V Bhujohory, den Vorsitzenden von MTPA, ist eine gute Verkehrsanbindung hierfür entscheidend: „Wir öffnen gerade erst den Luftweg, mit mehr Direktflügen, die Mauritius mit Deutschland (Frankfurt, München und Köln) verbinden.“ „Die Deutschen haben unsere Insel schon immer geliebt. Durch die bessere Anbindung können wir ihnen die bis dato beste Erfahrung bieten.“ Insbesondere die deutschen Flitterwöchner werden dazu ermutigt herauszufinden, ob die Insel ihre Bedürfnisse abdeckt. Obwohl Mauritius für sei­ne Mischung aus Spa und Strand bekannt ist, betont Bhujohory: „Auch im Insel­­inneren gibt es viel zu entdecken. Wir möch­ten, dass die Touristen Mauritius zu 360 Grad erleben.“ Kumarsingh Ga­yan bekräftigt dies: „Wir wollen, dass die Touristen nicht nur in ihrer Ferienanlage bleiben, sondern Mauritius’ Schönheit, Reich­tum und Vielseitigkeit sehen.“ Wegen ihrer ethnischen Vielfalt nennt er die Insel „kleines Universum“: „Allein in Port Louis findet sich – in einem Umkreis von einem halben Kilometer – ein Hindu-Tempel, eine Moschee, eine katholische Kirche und eine Pagode. Eine so konzentrierte Vielfalt ist ein kostbares Gut.“

Anil Kumarsingh Gayan
        Minister für Tourismus

Anil Kumarsingh Gayan

Es wurde sich auch gezielt darum bemüht, Geschäftsreisende zu gewinnen. Bhujohory sagt hierzu: „Mauritius ist auf dem besten Weg, ein wichtiges regionales Finanzzentrum zu werden. Um den Anforderungen der Geschäftskunden gerecht zu werden, arbeiten wir daher an der Diversifizierung unseres Angebots. Obwohl Mauritius eines der Toprei­seziele für Strand und Erholung ist, können wir – wie Singapur – auch leicht ein geschäftliches Reiseziel werden.“ 2018 feiert Mauritius seine 50-jährige Unabhängigkeit. Die Behörden haben auch allen Grund zu feiern, war doch die Tourismusbranche maßgebend für die Diversifizierung der Wirtschaft verantwortlich und machte sie von der Zuckerrohrindustrie unabhängig. Bhujohory hierzu: „Die Tourismusbranche ist wichtigster Motor unserer Wirtschaft. Zusammen mit der Luftfahrt macht sie knapp 18% des BIP aus. In den nächsten Jahren werden dies über 20% sein.“ Damit wird sie – vor der verarbeitenden Industrie – wichtigster Pfeiler der Wirtschaft. Nach zwei Jahren des zweistelligen Wachstums (10%) werden für 2017 1,4 Mio. Tou­risten erwartet. Im Jahr 2027 sollen es 1.911.000 werden – eine Steigerung von 4,9% pro Jahr. Europa bleibt dabei mit 61,5% der Gesamtbesucherzahl im ersten Quartal 2017 wichtigster Markt. Angeführt wird dieser mit 24,3% Besuchern von Frankreich. In Asien war im gleichen Zeitraum nur eine minimale Steigerung in China (0,3%) zu ver­zeich­nen. Zwischen Januar und Juli 2015 belief sich diese noch auf 34,4%.

Aufgrund der wachsenden Besucherzahlen hat sich die Regierung zum Erhalt der Umwelt verpflichtet und treibt Gesetze voran, die eine nachhaltige Entwicklung der Tou­ris­musbranche garantieren. „Das Ministerium hat erst kürzlich die Debatte über nachhaltigen Tourismus ange­stoßen“, so Kumar­singh Gayan – eine von vielen Strategien, die gemeinsam von öffent­lichem und privatem Sektor erarbeitet wurden, um das Potenzial dieser Branche maximal zu nutzen.

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