Jordan

March 2018 · Middle East·

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Jordanien

Ein breiter Ansatz für die wirtschaftliche Reform steigert die Wachstumsdynamik Jordaniens

Nach mehreren von äußeren Krisen gekennzeichneten Jahren sieht das Königreich mit der Erholung von Export und Tourismus endlich Licht am Ende des Tunnels.

Seit Seine Majestät König Abdullah II. 1999 den Thron bestieg, entwickelte sich Jordanien dank der Umgestaltung seiner nun marktorientierten Wirtschaft zu einem weltoffenen und äußerst wettbewerbsfähigen Land. Ein entscheidender Faktor ist, dass grünes Licht für ausländische Direktinvestitionen (ADI) gegeben wurde.

Zwischen 2000 und 2009 verzeichnete das Königreich ein Wirtschaftswachstum von 5,6 Prozent, das allerdings zwischen 2009 und 2016 aufgrund widriger externer Umstände auf 2,5 Prozent zurückging. Doch 2017 brachte eine Trendwende: Vertreter des Internationalen Währungsfonds (IWF) priesen bei ihrem Besuch im Mai 2017 die wirtschaftlichen Korrekturmaßnahmen der Regierung und die auf monetäre Stabilität ausgerichtete Politik der Zentralbank Jordaniens (CBJ). Die jüngsten Wirtschaftsindikatoren sind laut IWF „ermutigend“ und lassen gemessen an den ersten Monaten des Jahres 2017 eine Belebung der Exporte, des Kapitalzuflusses und des Tourismus erwarten. Die Weltbank schätzt, dass das jordanische BIP zwischen 2017 und 2019 um 2,6 Prozent wachsen wird.

Der jordanische Finanzminister Omar Malhas meint, dass „ein Wachstum von 2,6 Prozent im Vergleich mit Europa und den Vereinigten Staaten nicht schlecht ist“ und erklärt: „Das Bevölkerungswachstum beträgt in Jordanien rund 3 Prozent, also muss die Wirtschaft um das Doppelte wachsen, um Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen und neue Arbeitnehmer aufzunehmen.“ Das verhaltene Wachstum in den Jahren vor 2017 hat in Verbindung mit dem Bevölkerungswachstum zu einer hohen Arbeitslosigkeit geführt, die laut offiziellen Zahlen zwischen 15 bis 18 Prozent liegt. „Die Regierung führt derzeit mehrere Maßnahmen zur Senkung der Arbeitslosigkeit durch, die Ergebnisse werden allerdings einige Zeit auf sich warten lassen. Bei Entscheidungen bezüglich der nationalen Wirtschaft darf man keine unmittelbare Erfolge erwarten. Wir sind allerdings auf dem richtigen Weg zur Schaffung von Arbeitsplätzen“, sagt Malhas.

Jordaniens Wirtschaft kann als Satellitenwirtschaft der Nachbarstaaten bezeichnet werden, insbesondere was die xMitgliedstaaten des Golfkooperationsrats (GKR) betrifft. Als solche ist sie untrennbar mit den Vorteilen, aber auch mit den Problemen der Region verbunden. Traditionell beruhte die Wirtschaft auf Transit, Handel, Industrie und Export nach Irak sowie Transithandel über Syrien. Regionale Unruhen, Grenzschließungen, die Unterbrechung der Gaszufuhr aus Ägypten und die syrische Flüchtlingskrise haben der jordanischen Wirtschaft schwere Schläge versetzt. Im ersten Halbjahr 2016 zog das Königreich ein Fazit aus der Lage und schuf ein Wirtschaftsreformprogramm, das 2017 erstmals ganzjährig umgesetzt wurde. Die Hauptziele sind die Erreichung wirtschaftlicher Stabilität durch die Förderung des Wirtschaftswachstums und die Reform der öffentlichen Finanzverwaltung sowie die Verringerung der Verschuldung und des Haushaltsdefizits.

Der Präsident der jordanischen Zentralbank, Dr. Ziad Fariz, beschreibt die Wirtschaftsreformagenda als „umfassend und anspruchsvoll“ und zugleich „wirtschaftlicher, sozialer und politischer“ Natur und erläutert: „Das Ziel ist, einen modernen, auf ökonomischer Vitalität basierenden Staat aufzubauen, der über ein erhebliches Wachstums- und Wohlstandspotenzial verfügt und politische Inklusion sowie soziale Stabilität bietet.“ Der IWF lobte die jordanische Zentralbank und erklärte: „Die jüngsten Schritte der Zentralbank zur Erhöhung der Leitzinsen haben dazu beigetragen, eine bessere Ausgewogenheit zwischen der Notwendigkeit von ausreichenden Reserven und Vertrauen in den jordanischen Dinar und der Notwendigkeit von Kreditkonditionen, die der Wirtschaft förderlich sind, zu schaffen.“

Um die wirtschaftlichen Reformen zu unterstützen, räumt die Regierung der Erhöhung der Effizienz staatlicher Investitionen Priorität ein. Seit ihrer Bildung im Jahr 2016 arbeitet die Regierung unter Premierminister Hani Al-Mulki, der dieses Amt zum zweiten Mal ausübt, auf vermehrte Investitionen im Rahmen von öffentlich-privaten Partnerschaften (ÖPP) hin. Die Reformen zielen auf eine liberal orientierte Wirtschaftspolitik ab, die sich durch Handelsfreiheit und Deregulierung vieler Wirtschaftssektoren kennzeichnet. Kommentatoren sind der Meinung, dass dadurch die Berechenbarkeit und Produktivität gesteigert und die finanziellen Risiken gesenkt werden. Im Oktober 2017 bekräftigte der Premierminister den Einsatz seiner Regierung für eine erhöhte Beteiligung des Privatsektors an der gesamtwirtschaftlichen Aktivität und die Stärkung seiner Wettbewerbsfähigkeit im In- und Ausland.

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