Afrikanische Banken wenden sich — wegen ihrer Fachkompetenz — an mauritische Kreditinstitute
Als Mauritius’ zweitgrößte Bank, die State Bank of Mauritius (SBM), von der länderübergreifenden Handelsfinanzierungsbank, der afrikanischen Export-Import-Bank Afreximbank auserwählt wurde, Börsengang und -notierung mit Hinterlegungsscheinen an der mauritischen Börse vorzunehmen, war dies eine echte Neuheit: Es war das erste Mal, dass eine länderübergreifende Institution ein Finanzinstrument an einer afrikanischen Börse ausgibt.
Durch Afreximbanks gesteigerte Kapitalisierung ermöglichte SBM deren Finanzierungswachstum für den Handel in ganz Afrika. Der Vorsitzende der SBM, K. C. Li Kwong Wing, führt hierzu aus: [Dies] „ist wichtig, um die – durch den Rückzug der westlichen Banken entstandene, derzeit auf jährlich 120 Milliarden USD geschätzte – Handelsfinanzierungslücke in Afrika, die die meisten Länder ohne die zu deren Entwicklung notwendigen Bankfazilitäten zurücklässt, zu schließen.“
Die Bankentwicklung unterstützen möchte auch die Finanztechnologie (Fintech). Diese hilft Gebieten mit eingeschränktem Zugang zu Finanzinstituten. Mauritius’ Regierung fördert Initiativen, die die Insel zum Fintech-Zentrum Afrikas machen wollen. Laut Li Kwong Wing engagiert sich die SBM aktiv für Projekte von Blockchain bis zur Beleihung von Kryptowährungen: „Dies sind die Grundpfeiler einer innovativen Wirtschaft, mit denen Finanzinstitute, die die Zukunft mitgestalten wollen, vertraut sein sollten.“
Auch die Mauritius Commercial Bank (MCB) unterstützt den afrikanischen Markt. Mauritius’ älteste und größte Bank ist das führende Kreditinstitut des Landes.
Eine der Strategien des Geschäftsführers J. Alain Law Min ist die der Bank der Banken, durch die die MCB zum bevorzugten Partner für afrikanische Banken werden will, statt auf afrikanischem Territorium zu konkurrieren.
Law Min führt aus: „Unsere Bank-Initiative benutzt ihre über Jahre gesammelte Erfahrung, um Banken auf dem afrikanischen Kontinent beim Outsourcen von Kartenaktivitäten, Beratungsdiensten in Risikomanagement, Strategie, Systemen, Training und Firmenfinanzierung zu unterstützen.“
Im Indischen Ozean und in Ostafrika ist die MCB in Sachen Kapitalisierung bereits die größte Bank.
Mauritius’ Finanzsektor — beste Chance zum Take-off
Der strategisch agierende Finanz- und Bankensektor bewährt sich, hält jüngsten Schocks stand und weckt das Interesse der Investoren
Der mauritische Finanzsektor macht 12% des BIP aus und trägt seit den 1990er Jahren maßgeblich zum Wachstum des Landes bei. Als ein bankdominiertes Finanzsystem verfügt es über Bankvermögen, die über 300% des BIP ausmachen. Mit den Finanzflüssen im heimischen Banksystem geht es weiter aufwärts. Mauritius’ starkes Bankwesen geht zurück auf dessen Rolle als Finanzzentrum im frühen 17. Jh., ein Status quo, der bis ins frühe 20. Jh. fortdauerte. Durch die Nutzung verschiedenster Währungen als Tauschmittel wurde Mauritius zu einem wichtigen Vermittler für Zahlungen und Abrechnungen. Die Finanzbehörden des Landes verbesserten Mauritius’ über die Jahre erhaltene Stellung als transparentes, kollaboratives internationales Finanzzentrum. Verschiedene Regierungen haben Maßnahmen ergriffen, die die Wettbewerbsfähigkeit der Branche auch in Zukunft garantieren sollen.
Rameswurlall Basant Roi
Die Bank of Mauritius hat während ihrer 50-jährigen Existenz, die sie 2017 feiert, ihren Aufsichtsrahmen an den besten internationalen Praktiken ausgerichtet.
Laut dem Direktor der Bank of Mauritius, dem ehrenwerten Rameswurlall Basant Roi, besteht der heutige Maßnahmenkatalog aus solchen, die „als Bollwerk gegen mögliche Risiken fungieren.“
Basant Roi führt weiter aus: „Neben der normalen Arbeit, der alle Banken nachkommen müssen – Aufsichtsnormen zur Kapitaladäquanz, Zugang für große Gruppen, Leistungsbeziehungen und Fremdwährungsengagement – stellt die Bank of Mauritius systemische eskalierte Risikobetrachtungen an.“ Systemisch große Banken müssen einen Zuschlag auf die Kapitalstruktur zahlen, was sich an den Basel-III-Standards ausrichtet.
Die Bank hat für den Finanzsektor eine dreiteilige Reformstrategie erarbeitet.
Dadurch will man nicht nur den Regulierungs- und Aufsichtsrahmen verbessern und mit den – sich rasch entwickelnden – internationalen Regulierungs- und Aufsichtsstandards im Bankwesen Schritt halten, sondern auch die Wirksamkeit der Währungspolitik stärken und die Infrastruktur des heimischen Finanzmarkts modernisieren. Basant Roi hierzu: „Wir haben in unserer Pipeline einen Maßnahmenkatalog zur Stärkung der Grundpfeiler eines vorangehenden stabilen Finanzsystems.“ Die Einführung eines nationalen Zahlungswechselsystems mit einem starken Impetus zum Internetbanking ist dafür unerlässlich.
Pünktlich zu den 50-Jahr-Feiern wurde die Bank of Mauritius mehrfach ausgezeichnet: „Beste Zentralbank – Indischer Ozean 2017“ von der Zeitschrift Capital Finance International für ihr Engagement für technologische Innovation und nachhaltige Entwicklung und „Zentralbankgouverneur des Jahres 2017“ vom African Banker Magazin.
Zudem hatte sie einige Premieren. So war sie eine der ersten Zentralbanken Afrikas, die ein automatisiertes Clearingsystem und das Mauritius Credit Information Bureau nach dem Vorbild des belgischen Zentralbanksystems einrichteten.
Mauritius hat Niederlassungen und Tochtergesellschaften ausländischer Banken mit mittleren Vermögenswerten, die sich an nichtansässige und global arbeitende Unternehmen (GBC) richten. Die Vermögenswerte und Verbindlichkeiten der heimischen Großbanken richten sich v.a. an Ansässige. Die Angst vor einem – zwischen den Finanzinstituten entstehenden – Dominoeffekt beschwichtigt Basant Roi schnell: Diese Gefahr „besteht in allen Netzwerken, in denen sich die Vertragsansprüche der Finanzinstitute überschneiden.
Dies hängt aber von Größe und Komplexität und von der Verflechtung der Finanzinstitute ab.
„Wir befolgen Aufsichtsnormen der Regulierung und Überwachung, um ein sicheres, intaktes und finanziell tragbares Banksystem zu garantieren. Durch die Überholung unserer Überwachungswerkzeuge machen wir unsere Überwachungshebel risikosensibler“, fügt er hinzu.
Die Bank of Mauritius konnte die möglichen Auswirkungen zweier makroöknomischer Vorfälle von 2016 bis auf ein Minimum reduzieren: die auf der ganzen Welt zu spürende Post-Brexit-Krise und die Neuaushandlung des Doppelbesteuerungsabkommens (DTAA) mit Indien, das – so Basant Roi – „für den gesamten GBC-Sektor Mauritius’ eine eiskalte Dusche darstellte.“
Die Banken des Landes wurden sofort darüber informiert, dass die Bank of Mauritius jede in Schwierigkeiten geratene Bank unterstützen würde. Sie arbeitete auch Richtlinien zur Aktualisierung der Liquiditätsrisikosteuerung und deren Ausrichtung an der Liquidity Coverage Ratio (LCR) aus.
„Die Bank of Mauritius war sich darüber bewusst, wie wichtig das Minimieren des Reputationsrisikos ist, und hat ihre Richtlinien daher genauestens geprüft“, so Basant Roi.
Ein gesundes finanzielles Ökosystem
Mauritius hat ein starkes, gerechtes Justizsystem sowie – die Interessen der Investoren schützende – Eigentumsgesetze.
Mehrere Initiativen unterstrichen die behördlichen Anstrengungen zur leichteren Geschäftsabwicklung. Das Ministerium für Finanzdienstleistungen und gute Staatsführung hat eine Datenbank afrikanischer Unternehmen und Firmen zur Förderung des Gemeinsamen Marktes für Ost- und Südafrika (COMESA) eingerichtet.
Der ehrenwerte Minister Dharmendar Sesungkur: „Das große Problem beim Knüpfen von Geschäftsverbindungen in Afrika ist fehlende Klarheit und Rechenschaftspflicht. Ziel ist es, internationalen Investoren die zur Abwicklung sicherer Geschäfte in Afrika notwendigen Informationen bereitzustellen.“
Assad Abdullatiff, Vorsitzender der Vereinigung von Treuhand- und Verwaltungsgesellschaften (ATMC), die Mauritius zu einem internationalen Finanzdienstleistungszentrum machen will: „Das Interesse aus Europa und den USA an Investitionsmöglichkeiten in Afrika wird immer größer, darauf baut unser Erfolg. Mauritius hat über die Jahre ein gutes finanzielles Ökosystem aufgebaut.“ Mauritius ist auf der weißen Liste der OECD und der Arbeitsgruppe Finanzielle Maßnahmen gegen die Geldwäsche. Einfache Abwicklung und geringe Besteuerung fördern Investitionen weiter.
Mauritius: Ein regionales Geschäftszentrum
Mauritius hat eine moderne, gut diversifizierte Wirtschaft und eines der höchsten Pro-Kopf-Einkommen in Subsahara-Afrika. Die wichtigsten Wirtschaftszweige sind Industrie, Finanzdienstleistungen, Tourismus, Informations- und Telekommunikationstechnologien sowie Agrobusiness.
Mit den Jahren hat die Insel einen
Ruf als sicherer und solider Standort
erworben und sich zu einem bedeutenden
regionalen Geschäftszentrum
entwickelt, in dem der Dienstleistungssektor
mit mehr als 75 Prozent
zum BIP beiträgt. Mauritius, bekannt
für seine politischen Stabilität und
ein anerkanntes internationales Finanzzentrum,
ist der Sitz des internationalen
Schiedsgerichts der Region,
das eine rasche Beilegung von Handelsstreitigkeiten
ermöglicht. Der Inselstaat
verfügt über einen robusten
Rechtsrahmen, der, was institutionelle
Struktur, Haushaltsführung und
Transparenz betrifft, den internationalen
Best Practice entspricht.
Mauritius bietet ausländischen
Unternehmern und Investoren ein
investorenfreundliches Klima. In den
letzten Jahren hat die Regierung eine
Reihe von Reformen eingeleitet, die
darauf abzielen, die Geschäftstätigkeit
weiter zu erleichtern und die
Position des Landes als attraktive
Plattform für Investitionen zu konsolidieren.
Die Weltbank listet Mauritius in ihrem
Ease of Doing Business-Bericht
2016 als Nummer 1 in Afrika und
global als Nummer 49. Mauritius lag
2016 auch an der Spitze des African
Governance Index der Mo Ibrahim
Foundation. Die Inselrepublik hat international
anerkannte Gesetze zur
Bekämpfung der Geldwäsche und der
Terrorismusfinanzierung verabschiedet
und steht auf der weißen Liste
für Offshore-Finanzzentren der Organisation
für wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung (OECD).
Kürzlich bestätigte die OECD, dass
Mauritius die globalen Standards der
Steuertransparenz erfüllt, eine Auszeichnung,
mit der sich außer Mauritius
nur Irland und Norwegen rühmen
können.
Mauritius ist der erste afrikanische
Staat, der ein zwischenstaatlichen Abkommens
mit den Vereinigten Staaten
bezüglich der Umsetzung des amerikanischen
Steuergesetzes „Foreign
Account Tax Compliance Act“ unterzeichnet
hat. Das Land ist Mitglied der
Early Adopter Group, die sich für eine
frühzeitige Implementierung des globalen
Standards zum zwischenstaatlichen
Austausch steuerlich relevanter
Informationen engagiert. Es hat sich
verpflichtet, die Mindeststandards
und weitere BEPS-Empfehlungen
(Base Erosion Profit Shifting – auf
Deutsch etwa Gewinnkürzung und
Gewinnverlagerung) umzusetzen.
Ein internationales Finanzzentrum
Finanzdienstleistungen sind einer
der Tragpfeiler des Dienstleistungssektors.
Ihr Anteil am BIP liegt bei 12
Prozent. Dieser Wirtschaftszweig
umfasst wichtige einheimische und
internationale Akteure auf dem Bank-
, Versicherungs- und Kapitalmarkt
sowie im Bereich Fondsadministration,
Rechnungswesen, Wirtschaftsprüfung,
Rechtsberatung, Anlageverwaltung
und Wirtschaftsberatung.
Mehrere starke internationale Bankengruppen
sind in Mauritius tätig.
Zwei Finanzaufsichtsbehörden – die
Bank of Mauritius und die Financial
Services Commission – überwachen
die von Banken und Nicht-Banken
erbrachten Finanzdienstleistungen
und gewährleisten, dass das System
robust, stabil und widerstandsfähig
bleibt.
Der Inselstaat vereint die Vorteile
eines liberalisierten Finanzsystems,
niedriger Steuern sowie einer Reihe
von Doppelbesteuerungsabkommen
und Investitionsförderungs- und Investitionsschutzabkommen
(mit je 45
und 28 Ländern), was Investoren eine
zusätzliche Garantie bietet. In Mauritius
sind über 20.000 global agierende
Unternehmen tätig, von denen viele
Verwaltungsgesellschaften, Investmentfonds
und Kapitalanlagegesellschaften
sind.
Als Mitglied der Entwicklungsgemeinschaft
des südlichen Afrika, des
Gemeinsamen Markts für das Östliche
und Südliche Afrika und der Indian
Ocean Rim Association bietet Mauritius
erhebliche Vorteile für die Einfuhr
von Geldern und Anlagen aus aller
Welt nach Afrika. Einen großen komparativen
Vorteil stellen die Qualität
der in verschiedenen Fachrichtungen
ausgebildeten, mehrsprachigen Arbeitskräfte
dar sowie die Qualität der
physischen Infrastrukturen und der
Kommunikationsinfrastruktur.
Herausforderungen und Chancen
Um zukünftige Herausforderungen zu
meistern, hat die Regierung Reformen
in die Wege geleitet, die darauf abzielen,
die Wirtschaft bis 2030 zu modernisieren
und ertragsstark zu machen
und zugleich ein stabiles, nachhaltiges
und integratives Wachstum zu ermöglichen.
Außerdem werden Maßnahmen
zur Förderung der digitalen Innovation
und der Digitalisierung der Wirtschaft
getroffen.
Die regulatorischen Rahmenbedingungen
für den Bankensektor sind an
internationale Best Practices angepasst.
Die Bank of Mauritius ist dabei,
ihren Aufsichtsrahmen auszubauen,
sodass Risiken für die Stabilität des Finanzsystems
besser kontrolliert werden
können. Außerdem hat sie mehrere
Maßnahmen zur Modernisierung
der Infrastruktur der Finanzmärkte
getroffen. Die Geldpolitik steht weitgehend
mit dem Ziel, Preisstabilität zu erreichen
und den Wirtschaftswachstum
zu unterstützen, im Einklang.
Mit diesen Initiativen hat Mauritius
den richtigen Kurs zur Wahrung der
makroökonomischen und finanziellen
Stabilität eingeschlagen und sichert die
Bonität und Attraktivität des Standorts.