Der stellvertretende Minister für Industrie und Handel bezeichnet Laos als „Land der Möglichkeiten“, und globale wie auch kleine und mittlere Unternehmen greifen zu
Die laotische Industrie boomt – 2017 betrug das Wachstum 9,5 %, so Somchith Inthamith, stellvertretender Minister für Industrie und Handel, und macht nun 33 % des BIP aus. Das Wachstum ist einer gemeinsamen Industrialisierungs- und Modernisierungsaktion zu verdanken. „Wir wollen uns stärker produktionsorientiert ausrichten“, so Inthamith; „Wir brauchen mehr Branchen mit hoher Wertschöpfung und in- und ausländische Unternehmen, die unsere Rohstoffe im Land nutzen.“
Um das Interesse im Ausland zu wecken, macht die Regierung „ausländische Direktinvestitionen möglichst einfach und lukrativ“, Inthamith weiter. Die Gesetzgebung wurde 2016 durch anlegerfreundlichere Vorschriften ergänzt, und das Land bietet etablierte Wirtschaftszonen speziell für Unternehmen wie Boeing, Airbus und Nikon.
Somdy Douangdy
„Deutsche Unternehmen haben bereits rund 170 Millionen € investiert, aber Laos ist ein Land der Möglichkeiten – in Bereichen wie Transport, Informationstechnologie, finanzielle Dienstleistungen, Automobil, Chemie, Abfallmanagement und Energie“, bekräftigt Inthamith. Um den Mehrwert herkömmlicher Industrien zu steigern, investiert Laos in die Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse und will Joint Ventures mit ausländischen Direktinvestoren für die Verarbeitung von Kupfer, Aluminium und Eisenerz zu Drähten für den Export nutzen.
Exporte steigen – teils aufgrund der Mitgliedschaft in der ASEAN, der Welthandelsorganisation und des Allgemeinen Präferenzschemas der EU, durch das der Export von Kleidung und Stoffen nach Deutschland erfolgt. Investitionen in die Transportinfrastruktur sind für einen profitablen Export notwendig, obwohl Hochgeschwindigkeitszüge nach China und Thailand laut Inthamith die Situation drastisch verändern werden.
Eine weitere Herausforderung ist der Fachkräftemangel. Inthamith gibt jedoch zu bedenken, dass sich Fachkräfte innerhalb der ASEAN-Wirtschaftsgemeinschaft frei bewegen können: „Wir haben jedoch vor, unsere Fachkräfte auch vor Ort auszubilden und unsere Zusammenarbeit mit Deutschland in diesem Bereich zu verstärken.“ Genauso wichtig ist für ihn die Zusammenarbeit für einen besseren Zugang zu Geschäftsentwicklung und Finanzierung für die knapp 190.000 KMU des Landes.
Vom KMU zum Großakteur
Die TK Group ist ein Beispiel für die Leistungsfähigkeit laotischer KMU. „Wir haben 2005 mit einer handvoll Leuten angefangen. Jetzt beschäftigen wir über 400 Mitarbeiter“, sagt Präsident Thatnakhone Thammavong. „Unser ursprünglicher Fokus lag auf IT und Projekten im Finanzbereich, wie der Installation von Glasfasernetzen für Banken. Nach einigen Jahren ergaben sich weitere Wachstumsmöglichkeiten im Baugewerbe und der Infrastruktur. Auch Bergbau, Handel, Wasserkraft und jüngst Immobilien boten Expansionsmöglichkeiten“, erklärt Thammavong.
Die Expansion in Bereiche wie Immobilien, Hoch- und Tiefbau erfolgt aufgrund der zunehmenden Modernisierung von Laos. „In diesem Jahr haben wir das Lao ITECC-Einkaufs- und Ausstellungszentrum erworben. Im ehemaligen Kulturministerium in Vientiane entwickeln wir ein Hotel und helfen beim Bau neuer Büroräume für das Ministerium“, erklärt er.
Wasserkraft ist ein Schwerpunkt der TK Group. Sie arbeitet mit einem französischen Unternehmen an einem Kraftwerk zusammen und zwei weitere, mit einer Kapazität von 120 MW und 130 MW, sollen bald folgen. Auf Anraten der Berater will es Messinstrumente und Turbinen von europäischen Anbietern kaufen. Thammavong erklärt die Anziehungskraft der Industrie: „Wasserkraft ist für das Land und seine Entwicklung sehr wichtig. „Wenn Sie über Ressourcen verfügen, können Sie die gesetzlichen Anforderungen erfüllen und Ihrem Unternehmen dienen. Bei vielen Projekten haben wir Stromabnahmeverträge mit Laos oder Thailand abgeschlossen. Und Banken sind in vielen Fällen bereit, diese zu finanzieren.“
Die TK Group ist etabliert genug, sodass sie Großprojekte nicht unbedingt voll finanzieren muss, obwohl Hilfe bei der Anschaffung von Ausrüstung und Projektberatung ihm zufolge nützlich wäre; abschließend fügt er hinzu, dass die TK Group dank der Stabilität und Diversität der Erfahrung „der richtige Partner für internationale Investoren ist. Der Erfolg ist garantiert.“
Das Laos von morgen bauen
Die Bauwirtschaft floriert, ebenso wie verwandte Sektoren wie die Möbelfertigung, nach Aussage zweier führender Firmen
Mit zunehmender Modernisierung und Industrialisierung werden „Baufirmen florieren“, so die Erwartung von Phatthana Simmalavong, CEO von Gaupa Lao, einer der zehn erfolgreichsten Baufirmen von Laos. Die Branche wächst bereits und Gaupa hat zahlreiche kommerzielle Projekte in Laos und Thailand abgeschlossen.
„Ausländische Investoren und Regierungen haben uns viele Möglichkeiten geboten“, sagt Simmalavong, und das Portfolio von Gaupa bestätigt dies: die Firma hat einem koreanischen Auftragnehmer beim Bau des Cosmo Hotel geholfen, an der Vientiane International School der USA mitgearbeitet und baut jetzt das erste sechs-Sterne-Hotel in Laos für Rosewood. Simmalavong macht zum Teil sein Studium in Polen dafür verantwortlich: „Ich denke europäisch“. Zur weiteren Expansion sucht Gaupa nach Partnern, die Materialien, Technologien, Kompetenzen, Finanzen und Schulung für die ISO-Zertifizierung zugänglich machen.
Eine anderer Weg zur Expansion
Mit Eröffnung der PKK Lao Furniture Factory verfolgt die vielseitige PCC Group eine integrierte Baustrategie; die PKK ist eine moderne Fertigungsanlage, die die Bauwirtschaft mit allen notwendigen Holzprodukten wie Türen, Fenstern und Möbeln versorgt. Die PKK ist inzwischen der größte Möbelhersteller Laos‘ und, so Geschäftsführer Phoungphachanh Sengmixay, „Holzfirmen exportieren keine Rohstoffe mehr, sondern liefern sie an uns für die Herstellung von Möbeln für den Export.“ Die PKK legt auf modernste Technologie Wert. Ihre Fertigungsmaschinen sind deutsch und sie sucht ständig nach neuen Optimierungs-, Innovations-, Produktivitäts- und Automatisierungstechnologiepartnern.
Neben dem Verkauf ihrer Holzprodukte im In- und Ausland, verwendet die PCC Group diese auch zunehmend für eigene Bauprojekte, erläutert Sengmixay: „Viele unserer Produkte landen in Häusern, Wohnungen und Hotels, und die Regierung plant größere Investitionen, z. B. in Schulgebäude“.
Besonders begeistert zeigt sich Sengmixay über die neue Goldmine seiner Gruppe: „2018 rechnen wir mit dem Abbau und der Verarbeitung von hochwertigem Gold.“ PCC kauft nun Bergbauausrüstung und denkt an die Eröffnung einer Goldraffinerie. Das Interesse der Gruppe erstreckt sich auf weitere Wachstumsbranchen. „Wir importieren und exportieren Baumaterial und Verbrauchsgüter. Unser Informations- und Kommunikationstechnologieunternehmen expandiert und wir arbeiten mit einem Anlageberater in Frankfurt zusammen. Wir wollen mit ausländischen Partnern arbeiten, um all das zu entwickeln“, meint er.
Von der Binnenisolation zur Überlandanbindung: Investitionen in Transportinfrastruktur und Betreiber
Große Infrastrukturprojekte und Privatisierung der Fluggesellschaften verändern den laotischen Transport- und Logistiksektor
Im Jahr 2017 wurden die Arbeiten am 5-Milliarden-€-Projekt zum Bau einer 414 km langen Hochgeschwindigkeitsbahnlinie aufgenommen, die Laos mit China und Thailand verbindet – ein wesentlicher Schritt zur „Transformation der Demokratischen Volksrepublik Laos vom Binnenstaat zum Land mit Überlandanbindung. Die Verbindung zu unseren Nachbarn und der Zugang zu Häfen ist von entscheidender Bedeutung“, sagt Bounchanh Sinthavong, Minister für öffentliche Arbeiten und Transport von Laos.
Bounchanh Sinthavong
Er erklärt, warum die Verbesserung der Transportinfrastruktur so wichtig ist: „Dadurch werden Handel und Industrie angekurbelt, laotische Produkte in alle Welt exportiert und der Tourismus gefördert.“ Das Bahnprojekt alleine wird nach seinen Worten über 7.000 Menschen Arbeit bieten. In die Infrastruktur sind in letzter Zeit reichlich Investitionen geflossen – über 2.200 km Straßen wurden gebaut sowie Brücken, die das Land z. B. mit Myanmar und Thailand verbinden. Es gibt noch viel zu tun und die Regierung „beginnt mit der Förderung von Investitionen in den Bau von Straßen, Brücken, Wasserstraßen, Luftstraßen und sonstiger Infrastruktur durch öffentlich-private Partnerschaften“, sagt Sinthavong, der auch weiß, dass Mitarbeiter seines Ministeriums „in der Planung, Umsetzung, Überwachung und Pflege von Transportprojekten“ geschult werden müssen. Laos grenzt an vier andere ASEAN-Staaten an, die bevorzugte Transittarife anbieten. Die umfangreichen Infrastrukturpläne, einschließlich neuer Trockenhäfen für den Güterverkehr, werden wesentlich zum Aufbau der Logistikbranche und „zur regionalen wirtschaftlichen Integration“ beitragen, meint Sinthavong überzeugt.
Die Privatisierung von Lao Skyway
Auch Bounma Chanthavongsa, Geschäftsführer von Lao Skyway, ist begeistert von den Möglichkeiten, die Transport und Logistik in Laos bieten. „In der ASEAN-Region leben über 500 Millionen Menschen und Laos liegt direkt im Zentrum. Warum nicht der zukünftige Knotenpunkt der Region werden?”, fragt er. Mit dem Bau und der Renovierung des Inlands- und Auslandsflughafens sieht er: „ein enormes Potenzial in der Flugindustrie, die noch in den Kinderschuhen steckt.“
Um sich die Situation zunutze zu machen, ergänzt Lao Skyway – die 2002 als Teil der Luftwaffe gegründet wurde – ihre Dienstleistungen, wird privatisiert und geht in Laos an die Börse. Chanthavongsa erklärt: „Der Businessplan dafür wurde mit Hilfe der Lufthansa Consulting erstellt. Es war eine großartige Gelegenheit und wir haben eine Menge dazugelernt.“ Heute ist Lao Skyway Anbieter von Charter- und gewerblichen Flügen und besitzt Helikopter und Flugzeuge. Die ehemalige Helikopter-Charterfluggesellschaft setzte sich früh gegen Wettbewerber für regelmäßige Flüge zwischen den Abbaustätten eines australischen Bergbauunternehmens durch. Dieser Auftrag ist noch gültig und die Gesellschaft ist bekannt für höchste Sicherheitsstandard, exzellenten Kundendienst und erschwingliche Preise. In 2007 erhielt sie als erste Fluggesellschaft der Demokratischen Volksrepublik Laos die Zertifizierung nach ISO 9001:2000. „Unser Wachstum ist nachhaltig“, bemerkt Chanthavongsa; „Das Helikopterfluggeschäft wächst, da wir als einzige Fluggesellschaft zivile Inlandsflüge mit dem Helikopter anbieten und Ziele im ganzen Land sowie auch in Nachbarstaaten anfliegen können. Wir besitzen drei Airbus AS350 B2, einen AS350 B3, einen privaten Airbus EC130 und drei MA60.” Bei Flugzeugen ist die Lao Skyway von einmotorigen Maschinen auf die zweimotorige L410 umgestiegen.
Die Expansionspläne der Fluggesellschaft sehen den Ausbau der aktuell sieben kommerziellen Inlandsflüge vor. „Wir planen auch die baldige Eröffnung internationaler Flug-strecken, um den Markt zu erschließen“, so Chanthavongsa; „In diesem Bereich suchen wir nach einem Partner, der die Chancen der Demokratischen Volksrepublik Laos nutzen will.“
Ein umfangreicher Flughafenausbau öffnet den Reisemarkt
Mit dem Ausbau des internationalen Flughafens in Vientiane wachsen auch die Fluggesellschaften
In diesem Jahr wird der Ausbau des Flughafens von Vientiane abgeschlossen. „Das Projekt umfasst den Ersatz des 50 Jahre alten Inlandsterminals und die Renovierung des internationalen Terminals und anderer Flughafeneinrichtungen“, erklärt Somphone Douangdara, President der Lao Airlines; „Damit wird dem drastischen Anstieg der Passagiere und Flüge Rechnung getragen und der Komfort und die Sicherheit von Kunden sichergestellt.“
Der Anstieg des Flugaufkommens wird vermutlich anhalten. Bis 2023 wird ein Anstieg der internationalen Passagiere von 690.000 auf 2,6 Millionen und der inländischen Passagiere von 300.000 auf 760.000 erwartet. Lao Airlines beabsichtigt, als größerer Akteur in beiden Bereichen vom Ausbau des Flughafens zu profitieren, der „unsere eigene Expansion ermöglicht“, sagt Douangdara; „Als staatliche Fluggesellschaft haben wir vor, Laos mit der gesamten ASEAN-Region zu verbinden.“
Das staatliche Unternehmen, das 1976 gegründet wurde und dem Ministerium für öffentliche Arbeiten und Transport untersteht, wird aktuell privatisiert und das Ziel der Regierung ist es, ausländische Investoren anzuziehen, damit die Fluggesellschaft ihre ehrgeizigen Wachstumspläne erreicht. Sie besitzt bereits vier Airbus 320 und sieben ATR-Flugzeuge und betreibt Inlandsflüge in ganz Laos sowie Flüge nach Kambodscha, China, Singapur, Südkorea, Thailand und Vietnam – im Jahr 2017 hat sie drei neue Flüge pro Woche zum Flughafen Narita in Tokio angekündigt.
Herausforderungen und Chancen
Douangdara ist sich bewusst, dass das Open-Skies-Abkommen der ASEAN-Staaten, das den Flugverkehr zwischen den Mitgliedern liberalisiert, sein Unternehmen vor Herausforderungen stellt. „Lao Airlines wird zunehmend Konkurrenz bekommen; andere Fluggesellschaften aus ASEAN-Staaten bieten bereits Flüge nach Laos an. Der Anstieg bei Geschäftsreisen eröffnet jedoch auch uns größere Chancen und wir haben vor, mehr Direktflüge nicht nur in andere ASEAN-Staaten, sondern auch nach China, Korea und Japan anzubieten. Wir arbeiten zudem eng mit einigen europäischen Fluggesellschaften für Interlining und Code-Sharing zusammen“, führt er aus.
Douangdara will sich auch dem Tourismus zuwenden und merkt an, dass die Fluggesellschaft regionale Transitknotenpunkte anfliegt, die Besucher für Reisen nach Laos verwenden: Bangkok, Singapur, Hanoi und Seoul. Lao Airlines arbeitet mit dem Ministerium für Information, Kultur und Tourismus bei der Förderung seiner Dienstleistungen zusammen und ist auf das Wachstum vorbereitet, das vom „Visit Laos Year 2018“ erwartet wird.